Kontext
Jedes Jahr finden in Hamburg rund 40 Wettbewerbs- und Planungsverfahren statt – für Schulen, Wohn- und Kulturbauten, Infrastruktur, Quartiere, Parks und öffentliche Räume. Jeder einzelne Wettbewerbsbeitrag trägt dazu bei, die Stadtentwicklung aktiv mitzugestalten. Auch wenn meist nur ein Entwurf den Zuschlag erhält, sind alle Einreichungen reich an Ideen und individuellen Lösungen.
Die kreative Vielfalt, die Planer:innen und Architekt:innen in jede dieser Aufgaben einbringen – und damit in den städtischen Diskurs – wurde erstmals im Rahmen einer dreiwöchigen Ausstellung öffentlich sichtbar gemacht. „Die ganze Stadt“ Im Schuppen 29 am Baakenhöft.


Ergebnisse
Im Rahmen der Ausstellung „Hamburger Wettbewerbe und Verfahren 2017–2023“ haben wir den gesamten Aufbau sowie sämtliche Veranstaltungen filmisch und fotografisch dokumentiert. Das entstandene Material wurde nicht nur für eine umfassende Dokumentation aufbereitet, sondern auch für weiterführende Kommunikations- und Werbezwecke des Projekts genutzt. Einige der Aufnahmen wurden zudem in der Sonderausgabe von dem Bauwelt magazine. veröffentlicht. Zusätzlich entstanden Aufnahmen im Auftrag des Grafikstudios Strobo bm. Die Dokumentation dient auch über die Ausstellung hinaus als wertvolles Material für Bildungs- und Präsentationszwecke – und wird künftig in Lern- und Vermittlungskontexten weiter genutzt.
Projektbeschreibung von KAWAHARA KRAUSE ARCHITEKTEN
Für diese Ausstellung zu Hamburgs Architekturwettbewerben der letzten Jahre haben wir uns bewusst entschieden, nicht nur einzelne Verfahren oder Wettbewerbsbeiträge zu zeigen, sondern die gesamte Vielfalt sichtbar zu machen: rund 200 Verfahren, etwa 1.500 Ideen und über 6.000 Pläne.Denn nicht nur der siegreiche Entwurf ist relevant – jeder einzelne Beitrag besitzt einen eigenen Wert und bereichert den Diskurs über die zukünftige Entwicklung der Stadt. Jede Arbeit steht in Beziehung zu den anderen, wird durch sie geprägt – und prägt sie zugleich.Erst im Zusammenspiel entsteht ein vielstimmiges Bild. Neue Lesarten und Erzählungen werden möglich – und mit ihnen: eine Vorstellung davon, wie sich die ganze Stadt formen lässt.
Die meisten Wettbewerbe wurden in Form gedruckter Pläne eingereicht – dieses Medium wurde zum zentralen Gestaltungselement der Ausstellung. In einer weitläufigen ehemaligen Lagerhalle wurden rund 1.100 Banner (jeweils 3 m lang und 90 cm breit) in langen Reihen von der Decke abgehängt. Gemeinsam formen sie einen schwebenden Raumkörper – ein fliegendes Archiv der Ideen.Die auf den Bannern präsentierten Wettbewerbe sind nach Stadtteilen geordnet, innerhalb der Stadtteile chronologisch. Die Beiträge selbst folgen keiner Hierarchie der Gewinner, sondern sind alphabetisch nach den Büros geordnet – eine neutrale, offene Ordnung, die sich in einem eigenen Code widerspiegelt: Jeder Wettbewerb, jeder Beitrag, jede Zeichnung ist darin erfasst – als Teil eines wachsenden Archivs der Ideen.
Der Plan des schwebenden Archivs zeigt parallele Reihen von Bannern, durchkreuzt von breiten und schmalen Wegen. Entlang der breiten Wege sind sogenannte „Inseln“ angeordnet, die innerhalb des Archivs eigene Ausstellungsräume schaffen. Hier werden zentrale Aufgaben der Stadtplanung thematisiert: Wohnen, Arbeiten/Gewerbe, Infrastruktur, Öffentliche und grüne Räume, Kultur/Bildung/Sport, Umnutzung sowie Stadtentwicklung.Jede dieser inhaltlichen Inseln besitzt eine eigene geometrische Form und eine charakteristische Farbe. Der Ausstellungsplan selbst erinnert in seiner Struktur an eine Stadt – und macht sichtbar, wie bedeutsam diese erstmalige Zusammenschau aller Wettbewerbe ist: als Summe aller Beiträge zur Gestalt der gesamten Stadt.